Impuls zum 10. August 2025
Von Gerold König, pax christi-Bundesvorsitzender, Langerwehe
Über die Macht
Gedanken zum 80 Jahrestag des Atombombenabwurfs
Mitten in den Ferien, bei Sommertemperaturen und dem Gefühl, endlich abschalten und einmal alles vergessen zu können, jährt sich zum 80. Mal der Jahrestag des Atombombenabwurfs über Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945. Für die Menschen in Hiroshima und Nagasaki waren es Tage des Grauens. Das Geschehene in Worte zu fassen, ist gar nicht möglich. Die zerstörende und vernichtende Macht dieser Bomben ist unbeschreiblich.
Für die ganze Menschheit hat die Entwicklung und der Einsatz von diesen beiden Atombomben alles verändert, was wir uns bis dahin unter Kriegen und der Demonstration von Macht haben vorstellen können. Seitdem gibt es Atommächte, die immer wieder damit drohen, „den roten Knopf“ zu drücken, wenn die Welt ihr Spiel mit der Macht nicht mitmacht. Alle Bemühungen, Atombomben zu ächten, Sperrverträge aufzustellen oder dem Atombombenverbotsvertrag beizutreten, sind gescheitert. Im Gegenteil, die Macht dieser Bomben, das Bedrohungspotential, das davon ausgeht, wird weiter genutzt, um Macht zu demonstrieren.
Immer wieder müssen wir an die UN-Charta erinnern, die verlangt: „künftige Geschlechter von der Geißel des Krieges zu befreien und den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren“. Das ist unsere Verpflichtung. Das gilt es einzufordern von allen Mächtigen dieser Welt.
Heute erinnern wir der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren. Die Namen der Opfer wollen wir hinausschreien in die Welt, damit sie endlich gehört werden und ihr Tod nicht umsonst war. Die Leiden der Überlebenden an den Folgewirkungen über Generationen hinweg müssen die Unerträglichkeit einer Politik der Drohung und der Macht deutlich machen. Das tausendmal Gesagte, darf nicht verklingen. Es muss immer wieder gesagt werden: Nie wieder
Lied: Noch ehe die Sonne am Himmel stand
(Text, Melodie: Musikverlag Haus der Musik – Klaus Heizmann, Wiesbaden)
Kyrieruf
Herr unser Gott
wir wissen
Macht ohne Liebe ist Gewalt
dennoch akzeptieren wir tagtäglich,
dass Menschen ihre Macht missbrauchen,
In der Politik, in der Gesellschaft, in der Familie – überall
oft sehen wir nur zu
Herr erbarme Dich
Herr unser Gott,
wir wissen:
Macht ohne Angst ist Ohnmacht
an vielen Orten der Welt wird die Angst der Menschen
instrumentalisiert, um Kriege vorzubereiten oder zu führen
Wir stehen nicht auf und greifen ein; wir lassen zu und sind gelähmt von Angst
Christus erbarme Dich
Herr unser Gott,
wir wissen:
Macht ohne Zeit ist Unerbittlichkeit
es wird weitergemacht, die Natur wird zerstört, der Klimawandel spielt keine Rolle,
Flucht vor Krieg und Hunger wird verunmöglicht: unerbittlich
Wir sehen die Nachrichten, sehen die Bilder, wir sehen zu
Herr erbarme Dich
Papst Franziskus hat gesagt: „Die wahre Macht ist der Dienst“ – das ist der Anspruch an uns. Nur durch dieses Dienen lassen sich Hass, Misstrauen und Missbrauch, die negativen Partner der Macht, in der Welt verwandeln: in eine Liebe zu Gott, den Menschen und der ganzen Schöpfung. Im Dienst an den Anderen. In dieser Liebe, die bis zur Feindesliebe gehen kann. Ohne diese Liebe bleibt unsere Welt dunkel und traurig, ewig wolkenverhangen. Wir alle wissen das: Machtmissbrauch ist ein Grundübel unserer Zeit. Gefordert wird aber von uns: Uns in den Dienst zu stellen, das, was uns gegeben wurde an Gaben und Schätzen, für die Anderen einzusetzen.“ (H.P. Becker)
Macht ohne Liebe, ohne Angst, ohne Zeit bedeutet Machtmissbrauch und Leid.
Lied: Was uns belastet und bewegt
(T: Raymund Weber – tvd Verlag Düsseldorf)
Evangelium nach Lukas 12, 47-48
„Der Diener, der den Willen des Herrn kennt und sich nicht auf sein Kommen vorbereitet, wird hart bestraft werden. Wer hingegen den Willen seines Herrn nicht kennt und etwas tut, was Strafe verdient, wird weniger hart bestraft werden. Wem viel gegeben wurde, von dem wird umso mehr verlangt“
Stimme aus Hiroshima
Tohara, 1945 war er 18 Jahre alt und Gymnasiast, quält die Frage, wie hoch seine Schuld ist. Schuldig gemacht hat sich der Gymnasiast, weil er überlebt hat, weil er weggelaufen ist. Angstgetrieben weggelaufen vor den Flammen, vorbei an den Menschen, denen er vielleicht hätte helfen können, die seine Unterstützung gebraucht hätten. Tohara erzählt: „Wäre ich gefasster und stärker gewesen, hätte ich noch mehr Leben retten können. Ich bin letztlich ein schwacher Mensch. Wenn mein Leben bedroht ist, kann ich nur an mich selbst denken. Auch wenn ich im täglichen Leben große Töne spucke, ist meine wahre Persönlichkeit ohne äußere Hülle nur so ein klägliches Wesen. Schwäche ist gleichzeitig Hässlichkeit. Wenn etwas passiert, wie schön sind dann die Taten von starken Menschen. Wie hässlich dagegen waren die Taten von mir, der ich die Gefasstheit verlor. Jedes Mal, wenn ich mich daran erinnere, verspüre ich traurige Wut.“
In dem Moment, in dem die Atombombe einschlägt, wird Tohara, der sich gerade am Bahnhof aufhält, durch ein helles Leuchten geblendet, um dann für zwei, drei Sekunden fließende Lichtpartikel wahrzunehmen: „Rotgolden leuchtend feine Lichtpartikel. Leuchtende Punkte, noch viel winziger als Funken. Sie bilden nicht nur Zehntausende, nicht bloß Hunderte Millionen, sondern unzählige Klumpen und fließen glühend leuchtend heran“
Er kann sich nicht erklären, was geschehen ist, und wundert sich: „Was passiert gerade?“ Die Verwüstung in der Umgebung legt nahe, dass „es sich um etwas starkes handelte“, und er folgert daraus zu Recht: „Überall, überall, so weit das Auge reichte, lagen Ruinen. Ob ein Luftangriff oder eine Naturkatastrophe, es musste sich um ein noch nie dagewesenes Ereignis handeln. Der Himmel war tiefschwarz von Rauch. Die Sonne hatte sich in eine dunkelrote Feuerkugel ohne Schein verwandelt, die der Sonne bei Sonnenfinsternis, wenn man sie durch ein verrußtes Glas betrachtet, ähnelte, und schwebte wie ein klaffendes Loch im Himmel.“
Tage nach der Explosion breitete sich die Atombombenkrankheit aus: „den Menschen vielen die Haare aus, oder es bildeten sich violette Flecken auf der Haut und sie wurden allmählich schwächer und starben. Warum lebe ich?“
Aus Hisashi Tohara: Hiroshima. Eine Stimme aus der Hölle
Stille – Musikeinspielung
Fürbitten
Machtlos, denken wir, stehen wir vor dem Geschehenen. „Nie wieder“ geht es uns durch den Kopf. Mutlos erscheinen wir und dennoch schöpfen wir Kraft und Liebe aus Dir und wagen es, unsere Bitten vor Dich zu bringen:
Herr, unser Gott
gib uns den Mut und die Kraft, aufzustehen gegen all diejenigen, die meinen, nur mit Gewalt, Waffen und Kriegen die Probleme unserer Tage lösen zu können. Gib uns den Mut, die Kraft und die Hoffnung, Wege der Gewaltlosigkeit, der Liebe und der Freundschaft aufzuzeigen und zu gehen
Höre unsere Bitten
Herr, unser Gott
Wir stehen vor Dir mit leeren Händen, blicken zurück, auf das, was geschehen ist. Wir sind ratlos und rastlos
Öffne unsere Hände, unsere Augen und Ohren, um zu sehen, zu hören und zu handeln, wenn Unrecht sich breit macht, wenn Hass die Oberhand gewinnt und statt Hoffnungssätzen nur Parolen erschallen.
Höre unsere Bitten
Herr, unser Gott
Kriege bestimmen den Lauf der Welt. Ängste werden geschürt, damit gerechtfertigt werden kann, was nur Tod und Vernichtung bringen wird.
Gib uns Worte und eine Stimme, die immer und immer wieder mahnend erschallt, damit sich Kriege nicht ausdehnen können.
Höre unsere Bitten
Herr, unser Gott
Wir erleben die Sonne gerade in den Ferien und der Urlaubszeit als leuchtenden und strahlenden Punkt am Himmel. Wir nehmen die Pflanzen und Tiere viel bewusster wahr.
Lass uns diese Erfahrungen mit in den Alltag nehmen, damit wir uns einsetzen können für den bewussten Umgang mit Deiner Schöpfung, die Du uns anvertraut hast – auch für die Generationen nach uns
Höre unsere Bitten
Herr unser Gott
In Hiroshima und Nagasaki sind hunderttausende Menschen direkt und indirekt Opfer einer bewusst eingeleiteten nuklearen Katastrophe geworden. Lass ihren Tod nicht namenlos in Vergessenheit geraten, sondern wecke durch sie in uns den Widerstand und die Kraft uns einzusetzen für eine Welt in Frieden
Höre unsere Bitten
So legen wir unsere ausgesprochenen und unausgesprochenen Bitten in Deine Hände. Wir wissen, dass wir selbst handeln müssen, wissen aber auch, dass wir aus Deiner Kraft zehren dürfen.
Lied: Kündet allen in der Not (T: F. Dörr 1971)
Mit allen Menschen auf der ganzen Welt wissen wir uns in dem Gebet verbunden, dass Du uns gelehrt hast. Lasst uns gemeinsam sprechen:
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde Dein Name
Dein Reich komme
wie im Himmel so auf Erden
unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Und führe uns nicht in Versuchung
sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn Dein ist das Reich
und die Kraft
Und die Herrlichkeit
In Ewigkeit
Amen
Musik oder Lied: Ich seh’ empor zu den Bergen (nach Psalm 121 – Strube Verlag München)
Segen
Öffne Dich
Bewege Dich
Höre zu
Trau Dich
Lass Dir Zeit
Unterscheide
Kämpfe
Sei großzügig und gelassen
bleibe im Gebet
Dazu schenke uns Deinen Segen
Im Namen des Vaters
des Sohnes
Und der hl. Geistkraft
Amen